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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Die
Glykogenspeicherkrankheit vom Typ II (GSD-II) (auch als Pompe-Krankheit
oder als generalisierte maligne Glykogenose bekannt) ist eine verhängnisvolle
genetisch bedingte Muskelerkrankung, welche durch einen Mangel der
sauren α-Glucosidase
(GAA) hervorgerufen wird, einem Glykogen abbauenden Enzymin Lysosomen
(Hirschhorn, R., "Glycogen
storage disease type II: acid α-glucosidase
(acid maltase) deficiency",
in Scriver, C.R. et al. (Hrg.) The Metabolic and Molecular Basis
of Inherited disease, 7. Ausgabe, McGraw-Hill, New York, 1995, SS.
2443-2464). Der Mangel führt
zu einer Ansammlung von lysosomalem Glykogen in fast allen Körpergeweben,
wobei Herz- und Skelettmuskel die am schlimmsten betroffenen sind.
Das kombinierte Auftreten aller Formen von GSD-II wird auf 1:40.000
geschätzt
und die Krankheit befällt
alle Gruppen ohne eine ethnische Vorliebe. (Martiniuk, F. et al.,
Amer. J. Med. Genet. 79: 69-72 (1998); Ausems, M.G.EM. et al., Eur.
J. Hum. Genet. 7: 713-716 (1999)).
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Klinisch
umfasst GSD-II einen Bereich von Phänotypen, die sich hinsichtlich
des Alters, bei dem die Krankheit beginnt, der betroffenen Organe
und der klinischen Heftigkeit der Krankheit unterscheiden, welche allgemein
mit der Reatmenge an GAA-Aktivität
korreliert sind. Beim schlimmsten Auftreten (der GSD-II im Kondesalter
oder Pompe-Krankheit,
in der weniger als 1% der normalen GAA-Aktivität vorliegt) werden Kinder neben
einer massiven Anhäufung
von Glykogen in Herz- und Skelettmuskeln von einer hypertrophischen
Cardiomyopathie, generalisierter Muskelschwäche und Hypotonie betroffen
(für eine Übersicht,
siehe Hirschhorn, oben). Die Krankheit schreitet schell fort, wobei
der Tod in Folge von Herzversagen gewöhnlich bei einem Alter von
1 Jahr eintritt. Die Krankheitsformen mit Beginn im Jugendalter
(1%-10% der normalen GAA-Aktivität) und mit
Beginn im Erwachsenenalter (10%-40% der normalen GAA-Aktivität) sind
dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht von schweren Herzbeschwerden
betroffen sind, dass sie erst im späteren Alter beginnen und langsamer
fortschreiten, aber, da eventuell der Atmungstrakt oder die Muskeln
der Gliedmaßen
betroffen sind, führt dies
zu einer signifikanten Erkrankungs- und Sterberate bei den betroffenen
Individuen.
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Behandlungsstrategien
mit Arzneimitteln, Diätverfahren
sowie eine Knochenmarkstransplantation als Mittel zur Behandlung
von GSD-II sind ohne signifikanten Erfolg eingesetzt worden (Hug,
G. et al.. Birth Defects Org. Ser. 9: 160-183 (1967); Slonim, A.E.
et al., Neurology 33: 34 (1983); Watson, J.G. et al., N. Engl. J. Med.
314: 385 (1986)). Frühe
Versuche mit einem Enzymenersatz führten ebenfalls nicht zum Erfolg
(Hug, G. und Schubert, W.K., J. Clin. Invest. 46: 1073 (1967); de
Barsy, T. et al., Birth Defects Orig. Art. Ser. IX: 184-190 (1973);
Williams, J.C. und Murray, A.K., "Enzyme replacement in Pompe disease
with an alpha gucosidase low-density lipoprotein complex", in Desnick, R.J.
(Hrg.), Enzyme Therapy in Genetic Diseases: 2, New York, Alan R.
Liss 1980; SS. 415-423)). Es bleibt daher ein dringendes Bedürfnis nach
einer wirksamen Behandlung von GSD-II.
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In
der WO 00/34451 wird die Konstruktion von Transgenen für die Herstellung
von hGAA in transgenen Mäusen
beschrieben. Es wird eine Strategie für eine Enzymersatz-Therapie
an Patienten mit der Pompe-Krankheit vorgeschlagen.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen zur Behandlung
der Glykogenspeicherkrankheit vom Typ II (mit Beginn im Kindes-,
Jugend- und Erwachsenenalter) bei einem Individuum, indem dem Individuum
eine therapeutisch wirksame Menge an saurer α-Glucosidase (z.B. weniger als
etwa 15 mg Enzym pro Kilogramm Körpergewicht,
vorzugsweise 1 bis 10 mg Enzym pro Kilogramm Körpergewicht, mehr bevorzugt
etwa 10 mg Enzym pro Kilogramm Körpergewicht
oder etwa 5 mg Enzym pro Kilogramm Körpergewicht) in regelmäßigen Abständen verabreicht
wird. Die saure α-Glucosidase
ist eine in den Eizellen von chinesischen Hamstern produzierte saure α-Glucosidase
des Menschen, vorzugsweise eine rekombinante saure α-Glucosidase des Menschen,
mehr bevorzugt ein Vorläufer
einer sauren α-Glucosidase
des Menschen und noch mehr bevorzugt ein in den Eizellen von chinesischen
Hamstern produzierter Vorläufer
einer sauren α-Glucosidase
des Menschen. Die saure α-Glucosidase wird
periodisch verabreicht (z.B. monatlich, zweimonatlich, wöchentlich,
zweimal wöchentlich,
täglich).
In bevorzugten Ausführungsformen
wird die saure α-Glucosidase intravenös, intramuskulär, intrathekal
oder intraventrikulär
verabreicht.
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Die
vorliegende Erfindung stellt das erste wirksame Mittel zur Behandlung
eines Individuums mit der Glykongenspeicherkrankheit vom Typ II
zur Verdügung.
Das Medikament der vorliegenden Erfindung ist in Anspruch 1 beansprucht,
während
bevorzugte Merkmale in den Ansprüchen
2 bis 9 stehen. Die Verwendung zur Herstellung eines Medikaments
der vorliegenden Erfindung wird in Anspruch 10 angegeben, wobei
bevorzugte Merkmale in Anspruch 11 stehen.
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Die 1A bis 1C sind
eine Reihe von graphischen Darstellungen, in welchen für drei Patienten (Patient
1, 1A; Patient 2, 1B; Patient
3, 1C) mit infantiler Pompe-Krankheit, die eine Enzym-Ersatz-Therapie
erhielten Längsschnittdaten
(für die
ersten 16 Monate des Lebens) über
die Entwicklung der Motorik, gemessen mit der Alberta-Infant-Motor-Scale (AIMS)
(ausgefüllte
Rhomben) sowie die Antikörper-Titer gegen
rekombinante humane saure α-Glucosidase
(rhGAA) (leere Rhomben) gezeigte werden. Der Pfeil zeigt, wann mit
der Enzym-Therapie begonnen wurde Die AIMS-Werte für normale
Patienten sind als punktierte Kurven gegen das Alter aufgetragen
(5., 10., 25., 50., 75. und 95. Perzentile von unten nach oben).
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Die 2A bis 2F sind
eine Reihe von graphischen Darstellungen, in welchen für die drei
infantilen Patienten mit Pompe-Krankheit, die eine Enzym-Ersatz-Therapie
erhielten (Patient 1, 2A und 2D; Patient
2, 2B und 2E; Patient
3, 2C und 2F) im
Längsschnitt
zweidimensionale echokardiographische Messungen des linken Kammervolumens
gezeigt werden. Woche 0 bezeichnet die Messung zum Zeitpunkt des
Beginns der Enzym-Therapie. Leere Rhomben: Messung des enddiastolichen
Volumens; ausgefüllte
Rhomben: Messung des endsystolischen Volumens.
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GENAUE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Zusammensetzungen zur Behandlung
der Glykogenspeicherkrankheit vom Typ II (GSD-II) in einem Individuum,
indem dem Individuum das Enzym saure α-Glucosidase (GAA) verabreicht
wird, sowie die Verwendung des Enzyms GAA bei der Herstellung eines
Medikaments zur Behandlung der Glykogenspeicherkrankheit vom Typ
II. Wie hier beschrieben, haben die Anmelder unter GSD-II leidende
Kinder sorgfältig
behandelt, indem sie den Kindern regelmäßig GAA verabreichten; Die
Kinder zeigten eine Verbesserung des Herzzustands, der Lungenfunktion
und der Nervenentwicklung sowie eine Reduzierung der Glykogenspiegel
im Gewebe.
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Als
Ergebnis dieser Befunde ist es nun zum ersten Mal möglich, GSD-II
mit Beginn im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter zu behandeln.
Obwohl die hier beschriebenen Ergebnisse an Individuen mit der schlimmsten
Form von GSD-II (infantile GSD-II) gewonnen wurden, ist davon auszugehen,
dass die Verfahren gleichermaßen
bei Individuen mit im Jugend- oder Erwachsenenalter begonnener GSD-II
wirksam sind und sogar noch wirksamer sein können, da Individuen mit im
Jugend- oder Erwachsenenalter begonnener GSD-II eine größere Mange
an Rest-GAA-Aktivität
aufweisen (1-10% bzw. 10-40%) und sie daher wahrscheinlich immunologisch
toleranter gegen eine Verabreichung von GAA sind (sie stellen z.B.
im Allgemeinen ein kreuzreaktives immunoreaktives für endogene
GAA (CRIM)-positives Material dar, so dass ihr Immunsystem die GAA nicht
als "Fremd"-Protein empfindet
und sie keine Anti-GAA-Antikörper bilden).
Die gesteigerte Wirksamkeit bei solchen Individuen kann bei Patient
3 gesehen werden, der CRIM-positiv war und keine Anti-GAA-Antikörper ausbildete
und der im Gegensatz zu dem verschiedenen Verlauf, der bei den CRIM-negativen
Patienten 1 und 2 zu erkennen war (welche Anti-GAA-Antikörper bildeten)
ein normales Fortschreiten der Entwicklung zeigte.
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Die
hier verwendeten Ausdrücke "behandeln" und "Behandlung" beziehen sich auf
eine Verbesserung von einem oder mehreren mit der Krankheit einhergehenden
Symptomen, auf die Verhinderung oder Verzögerung des Beginns von einem
oder mehreren Symptomen der Krankheit und/oder die Minderung der
Ernsthaftigkeit oder Häufigkeit
von einem oder mehreren Symptomen der Krankheit. Behandlung kann
sich z.B. beziehen auf eine Verbesserung des Herzzustands (z.B.
eine Vergrößerung des
enddiastolischen und/oder systolischen Volumens, oder eine Reduktion,
Verbesserung oder Verhinderung der progressiven Cardiomyopathie, die
typischerweise bei GSD-II gefunden wird), der Lungenfunktion (z.B.
eine Zunahme der über
der Baseline liegenden CVC (crying vital capacity) und/oder eine
Normalisierung der Sauerstoff-Desaturierung während des Schreiens); auf eine
Verbesserung des Nervenwachstums und/oder der motorischen Geschicklichkeit
(z.B. eine Zunahme beim AIMS-Wert); auf eine Verringerung des Glykogenspiegels
im Gewebe des von der Krankheit befallenen Individuums oder auf
jede Kombination dieser Effekte. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst
eine Behandlung die Verbesserung des Herzzustands, insbesondere
was die Abschwächung
oder Verhinderung der mit GSD-II einher gehenden Cardiomyopathie
betrifft. Die hier verwendeten Ausdrücke "verbessern", "steigern" oder "vermindern" bezeichnen Werte
in Bezug auf eine Baseline-Messung, wie z.B. eine Messung im gleichen
Individuum vor dem Beginn der hier beschriebenen Behandlung, oder
eine Messung in einem Kontrollindividuum (oder mehreren Kontrollindividuen)
ohne die hier beschriebene Behandlung. Ein Kontrollindividuum ist
ein mit derselben Form von GSD-II (entweder infantiler, juveniler
oder adulter Beginn) befallenes Individuum wie das untersuchte Individuum,
das etwa das gleiche Alter aufweist wie das untersuchte Individuum
(um sicher zu gehen, dass die Krankheitsstadien im behandelten Individuum
und in dem (den) Kontroll-Imdividuum (Individuen) vergleichbar sind).
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Das
behandelte Individuum ist ein Individuum (Fötus, Kind, heranwachsender
oder erwachsener Mensch) mit GSD-II (d.h. GSD-II mit Beginn entweder
im Kindes-, Jugend- oder
Erwachsenenalter). Das Individuum kann über eine GAA-Restaktivität oder keine
messbare Aktivität
verfügen.
Beispielsweise kann das Individuum mit GSD-II eine GAA-Aktivität aufweisen,
die unter etwa 1% der normalen GAA-Aktivität liegt (infantile GSD-II), über eine
GAA-Aktivität
die etwa 1-10% der normalen GAA-Aktivität beträgt (juvenile GSD-II) oder eine
GAA-Aktivität
die etwa 10-40% der normalen GAA-Aktivität beträgt (adulte
GSD-II). Das Individuum kann für
endogene GAA CRIM-positiv oder CRIM-negativ sein. In einer bevorzugten
Ausführungsform
ist das Individuum für
endogene GAA CRIM-positiv. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform
ist das Individuum ein Individuum, bei dem vor kurzem die Krankheit
diagnostiziert worden ist. Eine frühe Behandlung (eine Behandlung,
die so früh
wie möglich
nach der Diagnose beginnt) ist wichtig, um die Auswirkungen der
Krankheit möglichst
klein und die Wirkung der Behandlung möglichst groß zu halten.
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Bei
den Verwendungen der Erfindung wird dem Individuum eine saure α-Glucosidase
vom Menschen verabreicht. Die GAA liegt in einer Form vor, dass
sie bei ihrer Verabreichung Gewebe zum Ziel hat, wie z.B. die von
der Krankheit befallenen Gewebe (z.B. Herz, Muskel). In einer bevorzugten
Ausführungsform
wird die humane GAA in ihrer Vorläuferform verabreicht, da der
Vorläufer über Strukturen
verfügt,
mit denen sich eine effiziente Rezeptor-vermittelte Aufnahme der
GAA erzielen lässt.
Alternativ kann eine reife Form von humaner GAA verabreicht werden,
die modifiziert worden war, um Strukturen aufzuweisen, mit denen
sich eine effiziente Aufnahme der GAA erzielen lässt. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
ist die GAA die Vorläuferform
aus einer rekombinanten humanen GAA.
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Die
GAA zur Verwendung in der Erfindung, und in einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
die rekombinante saure α-Glucosidase
des Menschen (rhGAA), ist in Kulturen der Eizellen von chinesischen Hamstern
(CHO) produziert worden (siehe z.B. Fuller, M. et al., Eur. J. Biochem.
234: 903-909 (1995); Van Hove, J.L.K. et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 93: 65-70 (1996). Es scheint, dass die Produktion von GAA
in CHO-Zellen ein Produkt mit einer Glykosylierung ergibt, mit welchem
sich eine signifikante und effiziente Aufnahme der GAA in die gewünschten
Gewebe (Herz und Muskel) erzielen lässt; es wird angenommen, dass sich
die Glykosylierung von der GAA unterscheidet, welche in der Milch
von transgenen Mäusen
und Kaninchen produziert wird (siehe z.B. Bijvoet, A.G.A. et al.,
Hum. Mol. Genet. 7: 1815-1824 (1998); Bijvoet, A.G.A. et al., Hum.
Mol. Genet. 8: 2145-2153 (1999).
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Die
GAA weist eine spezifische Enzymaktivität im Bereich von etwa 1,0-3,5 μMol/min/mg
Protein auf, vorzugsweise im Bereich von etwa 2-3,5 μMol/min/mg
Protein. In einer bevorzugten Ausführungsform weist die GAA eine
spezifische Enzymaktivität
von mindestens etwa 1,0 μMol/min/mg
Protein, mehr bevorzugt eine spezifische Enzymaktivität von mindestens
etwa 2,0 μMol/min/mg
Protein, noch mehr bevorzugt eine spezifische Enzymaktivität von mindestens
etwa 2,5 μMol/min/mg
Protein und immer noch mehr bevorzugt eine spezifische Enzymaktivität von mindestens
etwa 2,75 μMol/min/mg
Protein auf.
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GAA
kann allein verabreicht werden oder in Zusammensetzungen oder Medikamenten,
welche die GAA (z.B. bei der Herstellung eines Medikaments zur Behandlung
der Krankheit) wie hier beschrieben umfassen. Die Zusammensetzungen
können
mit einem physiologisch verträgliche
Träger
oder Vehikel formuliert werden, um eine pharmazeutische Zusammensetzung
herzustellen. Der Träger
und die Zusammensetzung können
steril sein. Die Formulierung sollte auf die Verabreichungsart abgestimmt
sein.
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Geeignete
pharmazeutisch verträgliche
Träger
sind, jedoch nicht ausschließlich,
Wasser, Salzlösungen
(z.B. NaCl), Saline, gepufferte Saline, Alkohole, Glycerin, Ethanol,
Gummi arabicum, Pflanzenöle,
Benzylalkohole, Polyethylenglykole, Gelatine, Kohlenhydrate wie
Lactose, Amylose oder Stärke,
Zucker wie Mannit, Sucrose oder andere, Dextrose, Magnsiumstearat,
Talk, Kieselsäure,
viskoses Paraffin, Duftöl,
Fettsäureester, Hydroxymethylcellulose,
Polyvinylpyrrolidon usw. sowie Kombinationen derselben. Die pharmazeutischen Präparate können, falls
erwünscht,
mit Hilfsstoffen vermischt werden, wie z.B. Schmiermitteln, Konservierungsstoffen,
Stabilisatoren, Benetzungsmitteln, Emulgatoren, Salzen zur Beeinflussung
des osmotischen Drucks, Puffern, Farbstoffen, Duftstoffen und/oder
aromatischen Substanzen und dergl., welche mit den aktiven Verbindungen
nicht zersetzend reagieren. In einer bevorzugten Ausführungsform
wird ein zur intravenösen
Verabreichung geeigneter wasserlöslicher
Träger
verwendet.
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Die
Zusammensetzung oder das Medikament können auch, falls erwünscht, geringere
Mengen von Benetzungsmitteln oder Emulgatoren oder pH-Puffersubstanzen
enthalten. Die Zusammensetzung kann eine flüssige Lösung, eine Suspension, eine
Emulsion, eine Tablette, eine Pille, eine Kapsel, eine Formulierung
zur Unterstützung
der Freisetzung oder ein Pulver sein. Die Zusammensetzung kann auch
als Suppositorium mit traditionellen Bindemitteln und Trägern, wie
z.B. Triglyceriden, formuliert sein. Eine orale Formulierung kann Standardträger wie
z.B. pharmazeutisch reines Mannit, Lactose, Stärke, Magnesiumstearat, Polyvinylpyrrolidon,
Natriumsaccharin, Cellulose, Magnesiumcarbonat usw. enthalten.
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Die
Zusammensetzung oder das Medikament können nach Routineverfahren
als für
die Verabreichung an Menschen geeignete pharmazeutische Zusammensetzung
formuliert werden. In einer bevorzugten Ausführungsform ist z.B. eine Zusammensetzung
für intravenöse Verabreichung
typischerweise eine Lösung in
einem sterilen isotonischen wässrigen
Puffer. Wenn nötig,
kann die Zusammensetzung auch ein Solubilisierungsmittel und ein
lokales Anästhetikum
enthalten, um am Ort der Injektion den Schmerz zu lindern. Im Allgemeinen
werden die Inhaltsstoffe entweder getrennt oder zusammengemischt
in Form einer Einheitsdosis zugesetzt, z.B. als trockenes lyophilisiertes
Pulver oder als wasserfreies Konzentrat in einem hermetisch abgeschlossenen
Behälter
wie z.B. einer Ampulle oder einem kleinen Beutel. auf dem die Menge
des aktiven Mittels angegeben ist. Wird die Zusammensetzung über eine
Infusion verabreicht, kann sie mit einer Infusionsflasche abgegeben
werden, welche steriles Wasser für
pharmazeutische Zwecke, Saline oder Dextrose/Wasser enthält. Wird
die Zusammensetzung über
eine Injektion verabreicht, kann eine Ampulle mit sterilem Wasser
zur Injektion oder mit Saline vorgesehen sein, so dass die Inhaltsstoffe
vor ihrer Verabreichung miteinander vermischt werden können.
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Die
GAA kann in neutraler Form oder in Salzform formuliert werden. Pharmazeutisch
verträgliche
Salze sind solche, die mit freien Aminogruppen gebildet werden wie
die, welche sich von Salzsäure,
Phosphorsäure,
Essigsäure,
Oxalsäure,
Weinsäure
usw. herleiten, sowie solche, die sich mit freien Carboxylgruppen
bilden, wie solche, die sich von Natrium, Kalium, Ammonium, Calcium,
Eisenhydroxiden, Isopropylamin, Triethylamin, 2-Ethylaminoethanol,
Histidin, Procain usw. herleiten.
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Die
GAA (oder eine Zusammensetzung oder ein Medikament mit GAA) wird über einen
geeigneten Weg verabreicht. In einer Ausführungsform wird die GAA intravenös verabreicht.
In anderen Ausführungsformen
wird GAA über
eine direkte Verabreichung an ein Zielgewebe wie z.B. Herz oder
Muskel (z.B. intramuskulär)
oder das Nervensystem (z.B. direkte Injektion in das Gehirn; intraventrikulär; intrathekal)
verabreicht. Falls erwünscht,
können
mehr als ein Weg gleichzeitig benutzt werden.
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Die
GAA (oder eine Zusammensetzung oder ein Medikament mit GAA) kann
allein oder zusammen mit anderen Wirkstoffen verabreicht werden,
wie z.B. mit Antihistaminen (z.B. Diphenylhydramin) oder mit Immunsuppressiva
oder anderen immuntherapeutischen Wirkstoffen, welche den Anti-GAA-Atikörpern entgegenwirken.
Der Ausdruck "zusammen
mit" bedeutet, dass
das Mittel etwa zur gleichen Zeit wie die GAA (oder die GAA enthaltende
Zusammensetzung) verabreicht wird. Der Wirkstoff kann z.B. mit einer
GAA enthaltenden Zusammensetzung vermischt und dadurch gleichzeitig
mit der GAA verabreicht werden; alternativ kann der Wirkstoff ohne
Vermischen gleichzeitig verabreicht werden (z.B. eine "huckepack"-Abgabe des Wirkstoffs
an den intravenösen
Weg, über
welchen auch die GAA verabreicht wird oder umgekehrt). In einem
anderen Beispiel kann der Wirkstoff separat verabreicht werden (z.B.
nicht zugemischt), jedoch innerhalb eines kurzen Zeitrahmens (z.B.
innerhalb von 24 Stunden) ab der Verabreichung der GAA. Ist das
Individuum für
endogenes GAA CRIM-negativ, wird die GAA (oder eine GAA enthaltende
Zusammensetzung) zusammen mit einer immunsuppressiven oder immuntherapeutischen
Diät verabreicht,
die so konzipiert ist, dass die Mengen von Anti-GAA-Antikörpern verringert werden oder
deren Produktion verhindert wird. Beispielsweise lässt sich
eine Vorschrift (Nilsson, I.M. et al., N. Engl. J. Med. 318: 947-950 (1988)) einsetzen,
um Anti-GAA-Antikörper
zu reduzieren. Eine derartige Diät
kann auch bei Individuen eingesetzt werden, welche für endogene
GAA CRIM-positiv sind, die aber über
Anti-GAA-Antikörper
verfügen
oder Gefahr laufen, welche zu besitzen. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
wird mit der immunsuppressiven oder immuntherapeutischen Diät vor der
ersten Verabreichung von GAA begonnen, um die Möglichkeit einer Produktion
von Anti-GAA-Antikörpern
möglichst
klein zu halten.
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Die
GAA (oder eine Zusammensetzung oder ein Medikament mit GAA) wird
in einer therapeutisch wirksamen Menge verabreicht (d.h. in einer
Dosierung, die bei einer Verabreichung in regelmäßigen Abständen ausreicht, die Krankheit
zu behandeln, indem z.B., wie oben beschrieben, die mit der Krankheit
einhergehende Symptome verbessert werden, der Ausbruch der Krankheit
verhindert oder verzögert
wird und/oder die Ernsthaftigkeit oder Häufigkeit der Symptome der Krankheit
gemindert werden). Die Menge, welche bei der Behandlung der Krankheit
therapeutisch wirksam ist, hängt
von der Natur und dem Ausmaß der
Auswirkungen der Krankheit ab und lässt sich mit klinischen Standardverfahren
ermitteln. Darüber
hinaus lassen sich wahlweise in vitro- oder in vivo-Assays einsetzen,
um bei der Bestimmung der optimalen Dosierungsbereiche zu helfen.
Die genau einzusetzende Dosis hängt
auch vom Verabreichungsweg und der Ernsthaftigkeit der Krankheit
ab und sollte an Hand der Beurteilung des Arztes und den jeweiligen
Umständen
des Patienten bestimmt werden. Effektive Dosierungen lassen sich
aus Dosis-Wirkungskurven extrapolieren, die von in vitro-Testsystemen
oder Testsystemen am Tiermodell gewonnen wurden. In einer bevorzugten
Ausführungsform
beträgt
die therapeutisch wirksame Menge weniger als etwa 15 mg Enzym/kg
Körpergewicht
des Individuums, vorzugsweise liegt sie im Bereich von etwa 1-10
mg Enzym/kg Körpergewicht
und noch mehr bevorzugt bei etwa 10 mg Enzym/kg Körpergewicht
oder bei etwa 5 mg Enzym/kg Körpergewicht.
Die effektive Dosis bei einem besonderen Individuum kann je nach
Bedarf über
die Zeit variiert (z.B. erhöht
oder erniedrigt) werden. Beispielsweise kann in Zeiten einer physischen
Erkrankung oder unter Stress oder wenn Anti-GAA-Antikörper auftreten oder
zunehmen oder sich die Krankheitssymptome verschlechtern die Menge
erhöht
werden.
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Die
therapeutisch wirksame Menge an GAA (oder einer Zusammensetzung
oder eines Medikaments mit GAA) wird je nach der Natur und der Ernsthaftigkeit
der Auswirkungen der Krankheit in regelmäßigen Zeitabständen mit
steigender Dosierung verabreicht. Der hier verwendete Ausdruck "in regelmäßigen Zeitabständen" bedeutet, dass die
therapeutisch wirksame Menge periodisch verabreicht wird (im Unterschied
zu einer einmaligen Dosierung). Der Zeitabstand lässt sich
mit klinischen Standardverfahren ermitteln. In bevorzugten Ausführungsformen
wird die GAA monatlich, zweimonatlich, wöchentlich, zweimal wöchentlich
oder täglich verabreicht.
Der Verabreichungszeitraum für
den Bedarf eines einzelnen Individuums braucht kein feststehender
Zeitraum zu sein, sondern kann je nach dem Bedarf des Individuums über die
Zeit variieren. Beispielsweise kann in Zeiten einer physischen Erkrankung
oder unter Stress oder wenn Anti-GAA-Antikörper auftreten oder zunehmen
oder sich die Krankheitssymptome verschlechtern der Zeitraum zwischen
den Dosierungen kürzer werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird eine therapeutisch wirksame Menge von 10 mg Enzym/kg Körpergewicht
wöchentlich
verabreicht. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform wird eine therapeutisch
wirksame Menge von 5 mg Enzym/kg Körpergewicht zweimal pro Woche
verabreicht.
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Zusätzlich betrifft
die Erfindung, wie hier beschrieben, eine pharmazeutische Zusammensetzung
mit einer sauren α-Glucosidase
des Menschen in einem Behälter
(z.B. einer Phiole, einer Flasche, einem Beutel für intravenöse Verabreichung,
einer Spritze usw.) mit einem Beipackzettel, welcher Anweisungen
für die
Verabreichung der Zusammensetzung für die Behandlung der Glykogenspeicherkrankheit
vom Typ II enthält,
wie z.B. mit den hier beschriebenen Verfahren.
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Die
Erfindung wird nun weiter und spezifischer durch die folgenden Beispiele
beschrieben.
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BEISPIEL: Phase I/II-Prüfung der
Verwendung von rekombinanter saurer α-Glucosidase des Menschen
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MATERIAL UND
METHODEN
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Patienten:
Teilnahme-Kriterien waren von infantiler GSDII befallene Kinder,
die praktisch keine GAA-Aktivität
aufwiesen (< 1%
des Normalwerts in Fibroblasten der Haut und/oder bei einer Muskelbiopsie) und
weniger als 1 Jahr alt waren. Ausschlusskriterien waren eine ernste
kardiorespiratorische Störung
auf Basisniveau und/oder andere medizinische Umstände, bei
denen eine Abnahme der Überlebenserwartung
wahrscheinlich ist. Wegen der begrenzten Lebenserwartung der Krankheit
nach der Diagnose erfolgte keine Kontrolle mit Placebos. Die Kontrolldaten
aus der Krankengeschichte zeigten, dass praktisch alle Patienten
starben, bevor sie 1 Jahr alt wurden (Tabelle 1). Tabelle
1 Kontrolldaten aus der Krankheitsgeschichte der Glykogenspeicherkranheit
des Typs II
- * Daten aus der Duke University Pompe Disease
Registry
- ** Daten von Slonim et al., J. Pediatr. 137: 283-285 (2000).
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In
der Studie wurden drei Kinder protokolliert, die von infantiler
GSD-II befallen waren, was durch eine verminderte saure α-Glucosidase-Aktivität auf weniger
als 1% des Normalwerts in den Fibroblasten der Haut und/oder bei
einer Muskelbiopsie festgestellt wurde. Bei den Proteinengehalten
hatten die beiden Patienten 1 und 2 kein nachweisbares GAA-Protein,
während
der Patient 3 einen verminderten Gehalt an GAA-Protein aufwies,
was mit einer Immunoblot-Analyse ermittelt wurde. Die klinischen
Ausgangsdaten vor Einleitung der Therapie sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
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Der
Patient 1 erlitt im Alter von zwei Monaten während einer elektiven Operation
eines Leistenbrauchs einen Herzstillstand. Nach der Auswertung zeigte
er im Alter von 4 Monaten Anzeichen einer schweren Hypotonie, wobei
er eine motorische Entwicklung zeigte, die schätzungsweise der eines drei
Wochen alten Kindes äquivalent
war. Er zeigte auch eine schwere Cardiomyopathie und eine gravierende
Cardiomegalie mit einer Kompression des linken Hauptbronchus, was
zu einem teilweisen Kollaps der linken Lunge, zu Schwierigkeiten
bei der Nahrungsaufnahme und zu Wachstumsstörungen führte. Bei den Patienten 2 und
3 wurde vor der Geburt die Pomope-Krankheit diagnostiziert; Wichtig
war auch, dass jeder Patient einen früheren Bruder oder eine Schwester
hatte, welche an Symptomen starben, die sich typischerweise der
infantilen GSD-II zuordnen lassen. Beide Patienten zeigten Anzeichen
einer verzögerten
Motorik; Patient 2 hatte zusätzlich
Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Wachstumsstörungen und
eine schwere Cardiomyopathie.
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Basis-Design:
Die Studie war als eine Phase I/II-, Open-Label-, Safety and Efficacy-Studie
von rhGAA angelegt, das zweimal wöchentlich an die Patienten
mit infantiler Pompe-Krankheit
verabreicht wurde. Die Studie wurde mit Zustimmung des Institutional
Review Board durchgeführt
und von den Eltern wurde ihr Einverständnis in schriftlicher Form
erhalten.
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Die
Studie bestand aus einer anfängliche
Screening-Phase, einer 13-wöchigen
Behandlungsphase und einer Nachbehandlungsphase. Während der
Screening-Phase wurde der anfängliche
klinische Zustand des Patienten bestimmt; zusätzlich wurden in Biopsieproben
des Skelettmuskels der GAA- und Glykogengehalt ermittelt. Während der
Berhandlungsphase erhielten die Patienten zweimal wöchentlich
intravenöse
Infusionen von rhGAA (5 mg/kg). Die Patienten wurden sowohl auf
jede schädigende
Nebenwirkung der Enzyminfusionen hin als auch auf jede Wirkung,
den die rhGAA-Verabreichung auf den klinischen Fortschritt der Infantilen
GSD-II ausübte,
sorgfältig überwacht.
Die allgemeinen klinischen Beurteilungen bestanden aus körperlichen
Untersuchungen, ergänzt
durch vollständige
Harnuntersuchungen, hämatologische
und klinisch chemische Analysen (Elektrolyte, Glucose, Kreatinin,
BUN, CO2, Protein, Albumin, ALT, AST, Bilirubin,
alkalische Phosphatase, CK und Isozym, Harnsäure). Erschöpfende neurologische und motorische
Funktionsbestimmungen waren mit der Hand durchgeführte Untersuchungen
der Muskelkraft, Denver-Development-Tests und AIMS (Alberta Infant
Motor Scale; siehe Piper, M.C. und Darrah, J., Motor Assessment
of the Developing Infant, WB Sanders Company, Philadelphia, 1994).
Eine zweidimensionale M-Mode- und Doppler-Echocardiographie wurden
zur Bewertung des Gewichts des linken Ventrikels, der Wandstärke und
sowohl der systolischen als auch diastolischen Funktionen eingesetzt.
Zusätzlich
wurden über
die gesamte Studie verschiedene Lungenfunktionen (Crying Vital Capacity,
Puls-Oximetrie-Verlauf, endexpiratorische Kohlendioxid-Messung, negative
Inspiratory-Force-Maneuver) aufgezeichnet. Am Ende der 13-wöchigen Behandlungsphase
wurden die GAA-Aktivität,
die Glykogenspiegel und die Histopathologie der Muskelbiopsien,
die von den Quadrizepsmuskeln des zu den Muskelbiopsien vor der
Behandlung kontralateralen Schenkels erhalten wurden, bestimmt.
Die Muskelbiopsien wurden 3 Tage nach der rhGAA-Infusion entnommen.
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Quelle
für das
Enzym: Aus dem Kulturmedium von rhGAA ausscheidenden CHO-Zellen
greinigte rhGAA (Van Hove, J.L.K. et al., Proc. Natl. Acad. Sci
USA 93: 65-70 (1996) wurde als eine sterile und farblose GMP Grade-Lösung von
Synpac (North Carolina), Inc., 99 Alexander Drive, Suite NW20, Research
Triangle Park, North Carolina 27709) zur Verfügung gestellt. Die rhGAA wurde
primär
als das 110 kD-Vorläuferprotein mit
einer spezifischen Enzymaktivität
von 2,77-3,02 μMol/min/mg
Protein gereinigt.
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ELISA
für Anti-rhGAA-Antikörper: Der
ELISA für
Anti-rhGAA-Antikörper
war ein von den Phoenix International Life Sciences, Inc. (Saint
Laurent, Quebec) durchgeführter
Standard-Sandwich-Assay. Kurz gesagt wurden Mikrotiterplatten über Nacht
mit 2,0 μg/ml
rhGAA beschichtet und dann mit IgG von Rindern blockiert. Auf 1:100
und dann in einer Reihe auf 1:2 verdünntes Patientenserum wurde
mit der rhGAA auf der Platte reagieren gelassen. Die Menge an gebundenem
Antikörper
wurde mit einem mit Meerrettichperoxidase konjugierten zweiten Anti-Human-Antikörper der
Ziege und einem Tetramethylbenzidinsubstrat mittels Messung der Absorption
bei 450 nm nachgewiesen. Positive Proben wurden so definiert, dass
sie eine höhere
Absorption als der negative Cutoff aufweisen. Dieser wurde als der
zweifache A450-Wert der normalen negativen Humanserum-Kontrolle
definiert. Der Titer wurde als die Verdünnung des Serums definiert,
welche noch eine A450-Ablesung über
dem negativen Cutoff-Wert hatte.
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GAA-Aktivität, Glykogengehalt
und Western-Blot-Analyse: Die GAA-Aktivität wurde, wie früher beschrieben,
durch die Messung der Spaltung von 4-Methylumbiferryl-α-D-glucosid bei pH 4,3
bestimmt (Reuser, A.J.J. et al., Am. J. Hum. Genet. 30: 132-143
(1978). Als innerer Standard wurde die Aktivität von saurer β-Galactosidase
mit dem 4-Methylumbiferrylderivat
als Substrat auf ähnliche
Weise untersucht (Wenger, D.A. und Williams, C., "Screening for lysosomal
disorders" in Hommes,
F.A. (Hrg.) Techniques in diagnostic human biochemical genetics:
a laboratory manual, Wiley-Liss, New York, 1991, SS. 587-617). Der
Glykogengehalt wurde durch Behandlung von Gewebeextrakten mit Amyloglucosidase
von A. niger und Messung der freigesetzten Glucose ermittelt (Van
Hove J.L.K. et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 93: 65-70 (1996)).
Die Western Blot-Analyse
wurde mit einem in Kaninchen gegen gereinigte Placenta-GAA entwickelten
Antikörper
durchgeführt
(Van Hove, J.L.K. et al., supra).
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Histologie:
Eine Muskelprobe wurde auf einem Spannfutter mit Tragantgummi befestigt
und mit in flüssigem
Stickstoff gekühltem
Isopentan schnell eingefroren. Es wurden Schnitte mit einer Dicke
von 5 Micron erhalten und mit Hämatoxylin
und Eosin, Gomori Trichrom, ATPase bei pH 4,35 und 9,4, NADPH-Tetrazoliumblau-Reduktase
und Phosphorylase angefärbt.
Eine zweite Probe wurde in situ festgeklemmt und in 2,5% Glutaraldehyd
gegeben. Das Gewebe wurde, ohne dass es als Ganzes angefärbt wurde,
mit Uranylacetat weiterbehandelt, um einen Verlust an Glykogen zu
vermeiden. Semidünnschnitte
(0,5 Micron) wurden mit Toluidinblau angefärbt und Dünnschnitte mit Uranylacetat
und Bleicitrat und auf einem Kupfergitter für die Elektronenmikroskopie
befestigt.
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ERGEBNISSE
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Reaktion
der Patienten auf Behandlung: Die drei Patienten mit infantiler
Pompe-Krankheit erhielten zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von 21-25
Monaten intravenöse
Infusionen von rhGAA. Während
der Enzymtherapie traten keine ernsthaften allergischen Reaktionen
auf. Bei zwei Patienten jedoch ereigneten sich drei Vorkommnisse
von Hautauschlag, die mit einem milden Fieber und einer erhöhten Erregbarkeit
einher gingen (Patient 1 zwei Vorkommnisse, Patient 2 ein Vorkommnis).
Diese Symptome verschwanden sofort nach intavenöser Verabreichung von Diphenylhydramin.
Nach dem zweiten Auftreten eines Hautausschlags wurde Patient 1
unmittelbar vor allen weiteren rhGAA-Infusionen mit oralen Gaben
von Diphenylhydramin vorbehandelt, worauf keine weiteren Vorkommnisse
auftraten. Patient 2 wurde auf ähnliche
Weise unmittelbar vor allen weiteren rhGAA-Infusionen mit oralen
Gaben von Diphenylhydramin vorbehandelt, worauf keine weiteren Vorkommnisse
auftraten. Über
den gesamten Zeitraum der Therapie hinweg waren bei allen behandelten
Patienten multiple hämatologische
Parameter, die Leberfunktionen, die Nierenfunktionen und die Harnanlysen
alle im normalen Bereich.
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Bei
den Patienten 1 und 2 wurden 3 Wochen nach Einleitung der Enzymtherapie
Anti-rhGAA-Antikörper der
IgG-Klasse nachgewiesen 1A-1C).
Die Anti-rhGAA-Antikörpertiter
erhöhten
sich bei Patient 1 in Woche 16 auf 1:1600 (1A) und
bei Patient 2 auf 1:6400 bis 1:12.800 zwischen den Wochen 11 bis
19 (1B). Als die Anti-rhGAA-Antikörpertiter anstiegen, bemerkten
wir, dass (früh
während
der Therapie beobachtete – siehe
weiter unten) klinische Besserungen nicht weiter voranschritten.
Bei Patient 3 wurden weder ungünstige
Wirkungen noch Anti-rhGAA-Antikörper
nachgewiesen (1C).
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Herzzustand:
Vor Einleitung der Enzymtherapie wiesen die Patienten 1 und 2 eine
mit einer Zunahme des Gewichts des linken Ventrikels (LV) einher
gehende schwere hypertrophe Cardiomyopathie, eine konzentrische
Verdickung der Ventrikelwand und eine Abnahme der Größe des Ventrikelhohlraums
auf (2B, der Hohlraum bei Patient 2 war am Ende der
Systole fast verschlossen). Alle diese Merkmale sind bei einem unbehandelten
Patienten mit der infantilen Form der Pompe-Krankheit typisch. Darüber hinaus
wurde bei Patient 2 bemerkt, dass er in Folge einer hyperdynamischen
Verkürzung
eine erhöhte
LV-Ejektionsfraktion hatte (Fraktionsverkürzung 84%). Keiner der Patienten
zeigte jedoch irgendein Anzeichen für eine Blockierung des ventrikulären Ausflusstrakts.
In den 2A bis 2C werden
die bei den Patienten während
der ersten 3 Monate der rhGAA-Therapie gewonnenen echocardiographischen
Daten im Längsschnitt
gezeigt. Sowohl bei Patient 1 als auch bei Patient 2 nahmen während des
Behandlungszeitraums das enddiastolische und das endsystolische
Volumen schrittweise (2-D-Messungen) und im Vergleich mit den während der
Vorbehandlungsphase gemessenen Werten am Ende des dritten Therapiemonats
bis fast auf das zwei- bis dreifache zu 2A bzw. 2B). Ähnliche
Zuwächse
waren bei der (nicht gezeigten) M-Mode-Analyse zu beobachten. Die zweidimensionalen
Messungen des LV-Gewichts (2D bis 2F)
nahmen anfangs zu, da die LV-Volumina anwuchsen, nahmen dann aber
während
der Therapie ständig
bis zu einem Wert ab, der unter dem LV-Gewicht der Vorbehandlungsphase
lag (reduziert um 60 bis 70% der Baseline-Werte der Vorbehandlung).
Die anfängliche Zunahme
des Gewichts war höchstwahrscheinlich
auf eine Zunahme des LV-Volumens ohne jegliche Veränderung
der Dicke der LV-Wand zurückzuführen. Diese
gesamten Verbesserungen bei den Herzparametern wurden durch die
letzte Auswertung in der Nachbehandlungsphase gestützt, obwohl
Patient 1 eine intensive tägliche
Enzyminfusion über
10 Tage benötigte,
als das LV-Gewicht weiter anwuchs und die Herzfunktion zum Zeitpunkt
der Virus-Pneumonie gefährdet
war. Sonst war die Ventrikelfunktion bei beiden Patienten normal
gewesen und blieb auch bei der letzten Nachbehandlung normal. Somit
war die bei unbehandelter infantiler Pompe-Krankheit normalerweise
zu beobachtende fortschreitende Erkrankungsrate des Herzens klar
abgewendet.
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Der
Patient 3 hatte anders als bei der normalen Baseline-Bestimmung
zu Beginn der Therapie ein LV-Gewicht von 64 g/β2 (normale
Obergrenzen 65) und der Wert blieb weiterhin auch 7 Monate nach
der Therapie normal (nun mit einem LV-Gewicht von 33 g/β2).
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Lungenfunktion:
In den ersten zwei Monaten der Therapie war eine Verbesserung der
Lungenfunktion mit zunehmender Crying Vital Capacity (Verbesserungen
von über
28% und 70% bei Patient 1 bzw. 2) über den Baseline-Kapazitäten sowie
mit einer Normalisierung der O2-Desaturierung
während
des Schreiens (O2-Desaturierung von 70%
bei Patient 1 und 81% bei Patient 2 während maximalen Schreiens)
offensichtlich. Bei Patient 1 wurde auch vor der Therapie durch
ein Negative.Inspiratory-Force-Maneuver (NIFM) von –45 cm H2O eine verminderte Atemmuskelkraft festgestellt.
Bei der Behandlung stieg das NIFM auf –55 cm H2O.
Die beobachteten anfänglichen
Verbesserungen für
die Lungenfunktionen beider Patienten flachten jedoch während der
nächsten
2-3 Monate ab und nahmen dann gleichzeitig mit dem Zuwachs an Anti-rhGAA-Antikörpern ab.
Beide Patienten waren sodann nach Vorkommnissen einer von einer
Viruspneumonie hervorgerufenen respiratorischen Insuffizienz von
einem Beatmungsgerät
abhängig
geworden.
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Patient
3 hatte zu Beginn der Therapie eine normale Lungenfunktion und zeigte
auch bei der letzten Nachfolgeuntersuchung weiterhin eine normale
Lungenfunktion.
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Bestimmung
des Nervenwachstums und der Motorik: Der Alberta Infant Motor Scale
(AIMS) wurde herangezogen, um bei diesen Kindern die motorische
Entwicklung zu bestimmen. Die AIMS-Werte für alle drei Patienten begannen
unterhalb der 5. Jahresperzentile (1A bis 1C).
Patient 1 blieb unter der 5. Perzentile, zeigte aber innerhalb dieses
Bereiches einen Zuwachs, bevor in Woche 13 der Therapie der Abstieg begann
(1A). Patient 2 stieg bis zur 25. Perzentile in
Woche 5, fiel dann trotz zunehmender Geschicklichkeit ab und blieb
nach Woche 7 unterhalb der 5. Perzentile und zeigte dann zwischen
den Wochen 13 und 17 einen raschen Abfall und Verlust der Geschicklichkeit
(1B). Der Beginn der klinischen Verschlechterung fiel
wieder mit der Zunahme der Anti-rhGAA-Antikörper zusammen (1A, 1B).
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Gleichzeitig
vorgenommene neurologische und Denver Developmental-Beurteilungen
zeigten beim Patienten 1 normale Entwicklungsdomänen für personale Identität/Sozialverhalten,
Sprache und Feinmotorik mit einer bis Woche 10 andauernden aber
besser werdenden Verzögerung
der Grobmotorik, wenn ein Plateau und ein nachfolgendes Absinken
offenkundig wurden. Wichtig ist, dass bis Woche 10 die Geschicklichkeit
bei der Grobmotorik bedeutende Fortschritte machte aber niemals
den Normalwert erreichte. Patient 2 zeigte eine geringfügige Verzögerung in
der Entwicklung bei der Grobmotorik nur mit Erreichen einer normalen
Entwicklung der Domänen
für Geschicklichkeit
bei der Feinmotorik, für
personale Identität/Sozialverhalten
und für Sprache
bis zu den Wochen 14 bis 16, wenn eine Regression eintrat. Derzeit
haben beide Patienten eine für ihr
Alter normale Entwicklung bei ihrer personalen Identität/Sozialverhalten,
aber eine Verzögerung
in allen anderen Domänen.
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Patient
3 zeigte ein ständiges
Anwachsen im AIMS-Wert, der in Woche 11 der Therapie über die
10. Perzentile hinausging und in Woche 20 die 25. Perzentile und
in der letzen Nachfolgeuntersuchung die 90. Perzentile überstieg
(1C) Im Alter von 9 Monaten konnte er von allein
sitzen bleiben, um sich zu bewegen auf dem Bauchkrabbeln und blieb
stehen, wenn man ihn an den Händen
hielt. Bemerkenswert ist, dass er seit dem Alter von 12 Monaten
von allein gehen konnte und seit einem Alter von 14 Monaten in der
Lage war, sich zwischen Hocken und Stehen zu bewegen, ohne dabei
die Hände
zu benutzen.
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Derzeit
hat er für
sein Alter in allen Domänen
eine normale neurologische und Denver Development-Entwicklung.
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GAA
Aktivität
une Glykogengehalt im Muskel: Eine Woche vor Beginn der rhGAA-Therapie wurde an der
Baseline eine Muskelbiopsie durchgeführt, mit Ausnahme von Patient
1, bei dem zum Zeitpunkt der Diagnose eine Biopsie vorgenommen wurde,
was zwei Monate vor der Einleitung der rhGAA-Therapie war. Nach 4
Monaten rhGAA-Therapie
wurde 3 Tage nach der Enzyminfusion (Tiefstwert) aus dem kontralateralen
Quadrizeps Biopsien erhalten. Mit der rhGAA-Behandlung stieg bei
den Patienten 1 und 2 die GAA-Aktivität um das 2- bis 3-fache und
bei Patient 3 um das 18-fache über
die Baseline-Werte der Vorbehandlung (Tabelle 3).
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Tabelle
3. Aktivität
der sauren α-Glucosidase
und Glykogengehalt in Muskeln von Patienten mit infantiler Pompe-Krankheit Mit
rhGAA behandelte Patienten mit infantiler Pompe-Krankheit
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Der
absolute Wert für
die GAA-Aktivität
näherte
sich 8% von der GAA-Aktivität,
die in normalen Muskeln zu beobachten ist. Bei Patient 1 und 2 gab
es keine nennenswerten Veränderungen
im Glykogengehalt des Muskels, aber beim Patienten 3 waren die Glykogenspiegel
bis in den normalen Bereich hinein reduziert.
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Histologie:
Die vor der Behandlung entnommenen Biopsien aller Patienten zeigten
bei den Gefrierschnitten eine deutliche Vakuolenbildung der Muskelfasern.
Eine Auswertung der Semidünnschnitte
zeigte, dass die Fasern durch Glykogen mit Bildung von Glykogenansammlungen
expandierten. In einigen Fasern konnten schwache Umrisse von restlichen
Membranen unterschieden werden. Die Elektronenmikroskopie bestätigte die
Gegenwart von Glykogen sowohl in expandierten Lysosomen als auch
dass es frei im Cytoplasma vorkommt. Bei der Biopsie von Patient
3 war mehr Glykogen in den Lysosomen enthalten als bei den anderen beiden
Patienten (Daten werden nicht gezeigt).
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In
Bezug auf die Ansammlung von Glykogen waren die Biopsien der Patienten
1 und 24 Monate nach der Behandlung ähnlich den Biopsien vor der
Behandlung. Die Biopsie des Patienten 3 nach der Behandlung zeigte
jedoch eine deutliche Abnahme von sichtbarem Glykogen und im Wesentlichen
ein normales histologisches Erscheinungsbild in den meisten Muskelfasern.
Die Elektronenmikroskopie zeigte, dass viele der restlichen aufgeblähten Lysosomen
frei von Glykogen waren. Es verblieben einige Glykogenansammlungen
und Glykogen-reiche Lysosomen.
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Western Blot Analyse:
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Um
zu untersuchen, warum sich bei den Patienten 1 und 2 Anti-rhGAA-Antikörper entwickelten
und beim Patienten 3 nicht, wurde eine Western Blot-Analyse durchgeführt, die
spezifisch für
den Nachweis von exprimiertem (aber nicht funktionsfähigem) GAA-Protein in Fibriblasten
ist, die von jedem der Patienten stammten. In den Fibroblasten der
Patienten 1 und 2 wurde kein GAA-Protein nachgewiesen, während bei
Patient 3 eine leicht nachweisbare Vorläuferform des GAA-Proteins (110
kD) gefunden wurde. Diese Muster wurden zuvor bei anderen Patienten
mit infantiler GSD-II beobachtet (Van der Ploeg, A.T. et al., Am.
J. Hum. Genet. 44: 787-793 (1989)). Wie erwartet enthalten normale
Fibroblasten vorwiegend ein GAA-Protein von 95 kD und 76 kD.
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WEITERE STUDIEN
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In
einer zusätzlichen
Studie sind 3 weitere Patienten untersucht worden. Alle drei sind
CRIM-positiv. Nach der Behandlung (10 mg/Kilogramm Körpergewicht,
wöchentliche intravenöse Infusionen
von rhGAA) über
3 bis 6 Wochen ist eine Verbesserung der Herzfunktion, der Muskelkraft
und der motorischen Entwicklung beobachtet worden.